Im Schuljahr 2008/2009 wurden von der Beratungslehrerin und einer Sozialpädagogin die Streitschlichter ins Leben gerufen.

Diese sind inzwischen ein fester Bestandteil unseres Schullebens geworden.

Die Entscheidung, Kinder aus dem zweiten Halbjahr Klasse 3 zu Streitschlichtern auszubilden wurde getroffen, da Kinder erst ab diesem Alter in der Lage sind, Probleme und Gefühle zu differenzieren, zu benennen sowie Erlebtes aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen. Die Entscheidung, welche Kinder als Streitschlichter geeignet erscheinen, treffen zunächst die Klassenlehrer bzw. Klassenlehrerinnen. Die Projektverantwortlichen führen mit potentiellen Streitschlichtern Einzelgespräche. Dabei wird darauf geachtet, dass die Kinder über soziale Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit, Akzeptanz, Durchsetzungsvermögen, sprachliche Kompetenz, Kreativität und Fantasie mindestens in guten Ansätzen verfügen. Im Idealfall wird angestrebt, möglichst gleich viele Kinder aus den Parallelklassen zu nehmen. Da die Sozialkompetenz jedoch im Vordergrund steht, ist diese Entscheidung nachrangig. Die Ausbildung dauert das komplette zweite Halbjahr und erfolgt im Umfang einer Schulstunde pro Woche.

Im kommenden vierten Schuljahr sind die ausgebildeten Streitschlichterinnen und Streitschlichter dann in der Lage, ein komplettes Schuljahr ihren Dienst zu versehen. Die Dauer des Dienstes beträgt jeweils zwei Wochen und der Dienst wird in beiden großen Pausen versehen. Ein entsprechender Dienstplan ist für alle Schülerinnen und Schüler zugänglich ausgehängt. Zusätzlich sind unsere Streitschlichter im Dienst mit einer leuchtend neongelben Weste gekennzeichnet, damit sie für alle Kinder gut erkennbar sind.

Die Ausbildung erfolgt nach den Vorgaben des Handbuches „Grundschulkinder werden Streitschlichter“ (Götzinger/Kirsch, Verlag an der Ruhr 2004). In zwölf Ausbildungseinheiten wechseln sich Spiele zum Kennenlernen, zur Förderung des Selbstwertgefühls, Kommunikationsübungen und Rollenspiele ab. Jedes Kind erarbeitet sich ein eigenes Handbuch. Durch Übungen werden zudem die Alltagserfahrungen der Kinder mit Konflikten thematisiert. Sie lernen, ein Gespräch zu strukturieren und mit den Streitenden verbindliche Verträge zu schließen, um einen Streit beizulegen. Zum Abschluss erfolgt eine Prüfung in Form eines Gespräches. Danach erhalten die fertigen Streitschlichterinnen und Streitschlichter von der Schulleitung eine Urkunde überreicht. In den kommenden Tagen stellen sie sich in allen Klassen vor, damit die anderen Schülerinnen und Schüler sie kennenlernen und vor allem die Erstklässler überhaupt erfahren, welche Aufgaben die Streitschlichter übernehmen.

Ziel der Präventionsarbeit im Bereich der Streitschlichter soll sein, die Sichtweise der Kinder zu verändern. Sie sollen erkennen, dass bei einem Konflikt beide Parteien daran Anteil haben. Anstatt sich nun als Gegner gegenüberzustehen, sollen sie mit Unterstützung der Streitschlichter lernen, sich diesem in Ruhe zu stellen, um das gemeinsame Problem friedlich zu lösen. Besonders wichtig ist uns dabei, dass keine Lehrkraft als Kontrollinstanz fungiert, sondern Kinder lernen, ihre Probleme selbständig zu lösen. Eine Intervention erfolgt nur im äußersten Notfall durch die beratende Lehrkraft. Diese gibt auch keine Lösungen vor, sondern interveniert z.B., um die Streitschlichter zu schützen.

Ziel für die ausgebildeten Streitschlichterinnen und Streitschlichter soll speziell sein, sie in ihrem Erwerb sozialer Kompetenzen weiter zu fördern und sie insbesondere in den Bereichen Toleranz, Selbstwertgefühl, Verantwortung für sich und andere und Teamarbeit zu stärken.

Reden geht vor Schlagen

Streitschlichterausbildung an der Paul-Gerhardt-Schule

Voller Stolz erhielten sieben Schüler der Paul-Gerhardt-Schule aus der Hand von Schulleiterin Hanna Weyrauch nach Abschluss ihrer Streitschlichterausbildung die Ernennungsurkunden. „ Ihr habt euch bewährt und wir trauen euch diese wichtige Aufgabe für die Schulgemeinschaft zu“, sagte Weyrauch bei der Übergabe der Urkunden. Die Grundschule bildet schon seit acht Jahren auf Initiative der damaligen Beratungslehrerin Maike Gradhandt Schüler und für diese Aufgabe aus. Damals war sie die erste Grundschule in der Region, die eine solche Ausbildung anbot. In diesem Jahr führte Franziska Muees, Schulsozialarbeiterin der Diakonie, hauptverantwortlich den wöchentlichen Kurs durch.

Neu war in diesem Durchgang, ein Praktikum bei den aktuellen Streitschlichtern der vierten Klasse. So konnten wir Theorie und Praxis gut verknüpfen.“, stellte die Sozialarbeiterin Franziska Muees zufrieden fest. Die Streitschlichter kommen hauptsächlich in den Pausen zum Einsatz. Sie haben in der Schule einen eigenen Raum für Konfliktgespräche und schließen bei Notwendigkeit auch schriftliche Verträge mit den „Streithähnen“, die dann nach einer gewissen Zeit auch überprüft werden. „Reden geht vor Schlagen“, sagte ein neuer Streitschlichter kurz und treffend.