„Starke Kids durch Pferdestärken“

Voltigieren und Reiten im Rahmen von Sportförderunterricht an der Paul-Gerhardt-Schule Cloppenburg

Was macht gerade Pferde für Kinder attraktiv?

  • lassen sich reiten
  • ansprechendes Äußeres (schön, edel, kuschelig, süß…)
  • groß, beeindruckend, schnell, stark
  • kontaktfreudig und wenig aggressiv (Fluchttiere)
  • spielen eine große Rolle in vielen Abenteuergeschichten, Computerspielen und Mythen

Was macht Pferde für die pädagogische Arbeit so wertvoll?

  • bewerten in anderen Kategorien als Menschen
  • reagieren und kommunizieren direkt und nonverbal
  • erlauben Körperkontakt ohne Hintergedanken
  • soziale Tiere, leben in hierarchisch organisierten Gruppen
  • sind groß und stark, aber trotzdem ängstlich und auf Fürsorge angewiesen

Was sind die Zielsetzungen des Sportförderunterrichts allgemein?

  • vermittelt als Bestandteil des Schulsports Kindern an Bewegung gebundene Erlebnisse und Erfahrungen
  • bietet ein bewegungserzieherisches Zusatzangebot für Schüler mit motorischen Entwicklungsdefiziten
  • unterstützt die gesunde Entwicklung des Kindes durch Bewegungserlebnisse und Körpererfahrungen, die es in seinem Umfeld z.B. aufgrund von Umwelteinflüssen oder Erziehung nicht machen kann
  • ermöglicht Kindern positive Bewegungs-, Spiel- und Sporterfahrungen, die für jeden Schüler/jede Schülerin im Rahmen seiner individuellen Besonderheiten gefordert werden 

Warum gerade Sportförderunterricht mit dem Pferd?

  • Bietet den Kindern eine besondere Form von gemeinsamem Lernen und fördert eine spezielle Gruppendynamik
  • Erfüllt soziologisch gesehen das Recht aller Kinder auf Chancengleichheit und Teilhabe – nicht jeder Elternteil kann seinem Kind diesen Sport finanzieren und nicht jeder findet einen Zugang zu einem Reitverein
  • Geht einen ersten Schritt zur inklusiven Schule durch den Einstieg mit Fördergruppen bestehend aus Kindern mit sehr unterschiedlichen Defiziten und Lernausgangslagen und ist deswegen, salopp gesprochen, „voll im Trend“
  • Verlangt von den Kindern durch den Umgang mit dem Pferd ein besonderes Maß an Selbstorganisation von Bewegung, Sozial- und Selbstkompetenz und fördert diese so auf besonders intensive Weise
  • Erweitert die heute bei vielen Kindern sehr eingeschränkte Bewegungswelt in ihrem Lebensumfeld

Was wirkt beim Sportförderunterricht durch den Umgang mit dem Pferd, durch Reiten und Voltigieren?

Motorisch + kognitiv

  • Der Umgang mit dem Pferd/den Materialien fördert Kraft und Koordination und stimuliert alle Sinne
  • Die Bewegungen des Pferdes fördern vestibuläre und propriozeptive Wahrnehmung und Entwicklung
  • Das dreidimensionale Gangmuster des Pferdes und Turnübungen auf dem Pferd fördern Lateralität, das Zusammenspiel der Hirnhälften und das Raumlageempfinden, was sich auch u.a. positiv auf das Schreiben mit einem Stift und die Mengenvorstellung im Fach Mathematik auswirkt

Sozial-emotional

  • Der Kontakt mit dem Pferd erlaubt neue, heilsame und “tragfähige” Beziehungserfahrungen
  • Eigene und fremde Grenzen werden erkannt, anerkannt und durchgesetzt
  • Der Umgang mit Ängsten wird geübt
  • Selbstwirksamkeit wird erfahren, Selbstvertrauen gestärkt
  • Die Notwendigkeit der Kontaktaufnahme mit dem Pferd und den anderen Kindern steigert die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit
  • Neue Spiel- und Leistungserlebnisse ermöglichen Freude und Wohlbefinden 

Was bedeutet Sportförderunterricht in der Gruppe und mit dem Pferd für Kinder?

  • Gemeinsames schönes und spannendes Tun verbindet und motiviert
  • Das Reiten und das Pferd verleihen auch den Gruppenmitgliedern Attraktivität
  • Rund um das Pferd werden andere Qualitäten gefordert als bspw. in der Schule
  • Am und auf dem Pferd werden unterschiedliche Ressourcen sicht- und erlebbar
  • Jeder ist bei bestimmten Tätigkeiten auf Hilfe angewiesen
  • Für den Kontakt mit dem Pferd strengen die Kinder sich an und schließen Kompromisse

Welches sind die Zielgruppen dieser speziellen Form des Sportförderunterrichts?

 Kinder mit:

  • Ängsten
  • Wahrnehmungsstörungen + Sinnesbehinderungen
  • Aufmerksamkeitsstörungen (z. B. ADS, ADHS)
  • Lernstörungen
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Sprachproblemen
  • Problemen in der Grob- und/oder Feinmotorik
  • Störungen des Muskeltonus

Wann ist Sportförderunterricht Reiten/ Voltigieren für Kinder ungeeignet? 

Bei Kindern mit:

  • starker Pferdehaarallergie
  • Osteoporose, Glasknochenkrankheit
  • Bluterkrankheit
  • akuten Schüben bei entzündlichen und/oder degenerativen Erkrankungen
  • schweren Spastiken, Lähmungen etc. (gehören in die Hippotherapie)
  • nicht einstellbaren Anfallserkrankungen
  • starken, nicht kontrollierbaren Aggressionen (Schutz des Pferdes!)
  • akuten Psychosen
  • Krankheiten, die mit starken Verschleimungen der Atemwege einhergehen

Daher werden vor Beginn der Maßnahme immer eine ärztliche Bescheinigung der Unbedenklichkeit sowie eine Einverständniserklärung der Eltern eingeholt!

Wie sieht die methodische Konzeption des Sportförderunterrichts mit dem Pferd an der Paul-Gerhardt-Schule derzeit aus?

Gruppenzusammensetzung, Dauer und Umfang der Maßnahme:

  • Die Maßnahme erfolgt für eine Schülergruppe jeweils ein Schulhalbjahr.
  • Die Auswahl der Schülerinnen und Schüler erfolgt in Absprache mit den Klassenlehrerinnen und im Rahmen des RIK
  • Die Größe der Gruppe beträgt maximal 6 Kinder
  • Es werden zwei Gruppen gebildet
  • Die Gruppen arbeiten 14tägig im Wechsel je zwei Schulstunden

Inhalte:

  • Heranführen an das Pferd durch
    • Beobachten, fragen, sich annähern an das Pferd
      • An, später in der Box
      • Auf der Stallgasse
      • In der Halle, evtl. auf dem Außenplatz
    • Erste Kontaktaufnahmen
      • Verbal/nonverbal
      • Reaktionen/Pferdeverhalten beobachten und daraus Regeln entwickeln
      • Das Pferd klopfen und streicheln
    • Erweiterte Kontaktaufnahme durch
      • Korrektes Putzen
      • Richtiges, sicheres Führen
      • Bewegungsaufgaben auf den von einem/einer Erwachsenen geführten, ungesattelten Pferd
      • Später korrektes Satteln und Auftrensen
    • Erweitertes Führtraining
    • Reiten am Führzügel- Erleichterung des Erwerbs eines sicheren Sitzes durch Ausschluss der Zentrifugalkraft
    • Spielerische Festigung eines sicheren Sitzes an der Longe
    • Geführte Ponyspiele
    • Grunderfahrungen im Voltigieren
    • Zum Abschluss, wenn es der Leistungsstand der Kinder zulässt: Geführter Ausritt im Schritt