- Einleitung
Der Begriff ‚snoezelen‘ kommt aus den Niederlanden und setzt sich zusammen aus den Wörtern ‚Snuffelen‘ (schnüffeln, schnuppern) und ‚Doezelen‘ (dösen, schlummern). Er umschreibt die Ausgangsidee, dass Gruppen die entsprechend gestalteten Räume mit allen Sinnen wie Sehen, Hören, Riechen und Fühlen erfahren sollen. Ziele der Arbeit im Snoezelraum sind im Allgemeinen, dass sich die Menschen darin entspannen, jedoch auch Freude, Gelassenheit und Zufriedenheit empfinden. Insbesondere in der heutigen Zeit ist es unabdingbar, dass bereits in der Grundschule ‚Inseln der Ruhe‘ geschaffen werden. Noten, Arbeiten, die Empfehlung für die weiterführende Schule sind nur ein paar Stressfaktoren, die schon auf ein Grundschulkind einwirken. Durch den Snoezelraum sollen den Schülern Anregungen zur Entspannung geboten und Lösungsstrategien für stressige Phasen aufgezeigt werden, sodass der Raum Ängste nimmt, Sicherheit schafft und das Stressempfinden reduziert. Durch die gemeinsame Arbeit mit den unterschiedlichen Kindern einer Klasse und kooperativen Übungen, können außerdem der Zusammenhalt gefestigt und neue Beziehungen gefördert werden.
- Ausstattung des Snoezelraums an der Paul-Gerhardt-Schule
Um einen Snoezelenraum als pädagogische Fördermaßnahme für den Unterrichtsalltag nutzen zu können, hat die Paul-Gerhardt-Schule diesen im Jahr 2009 begonnen zu bauen und im Jahr 2010 fertiggestellt. Der ausgestaltete Raum (etwa 43 m²) bietet den Lehrern die Möglichkeit, mit einer gesamten Schulklasse eine Sitzung darin abzuhalten. Die Grundfarbe des Snoezelraums der Paul-Gerhardt-Schule ist weiß. Dieser Farbton bringt die optischen Effekte zweier Wassersäulen mit einem Spiegelhintergrund, einer Spiegelkugel sowie eines Lichtspots, der auf diese gerichtet ist, eines Flüssigkeitsprojektors mit einem Bild eines Sonnenuntergangs und mehrerer Neonröhren zur Geltung. Diese Geräte können mithilfe einer Fernbedienung gesteuert werden, sodass der Lehrer während der Zeit im Snoezelraum jene von seinem Platz aus ändern kann und dadurch Ruhe in den Ablauf hineinbringt. Der Raum bietet den Schülern in allen Ecken Sitzmöglichkeiten wie beispielsweise Sitzsäcke, Sitzkissen oder Liegepolster, sodass die Mitte des Raumes frei ist. Ebenfalls gehören ein CD-Player, dazugehörige CDs mit Entspannungsmusik, Bücher über Traumreisen, Massagebälle, zahlreiche Decken und Kissen sowie Schaumstoffelemente zur Ausstattung, welche in zwei direkten Nebenräumen gelagert sind. Um eine entspannte und angenehme Atmosphäre zu schaffen, ist der Snoezelraum mit einem hellen Teppich ausgelegt. Die Schüler dürfen diesen ausschließlich mit Überzieh-Socken betreten, die vor der Tür gelagert sind. Um die Ordnung zu wahren, bieten Fächer auf dem Flur vor dem Raum die Möglichkeit, die Schuhe unterzubringen. An der Decke befindet sich eine Tuchbefestigung, sodass dieser himmelartig erscheint. Die Fenster wurden mit Stoff bespannt und mithilfe eines Klettverschlusses befestigt, sodass der Raum für die Schüler dunkel ist, er aber dennoch belüftet werden kann. Da der Raum oberhalb des Büros der Sekretärin liegt, kann im Notfall schnell Hilfe geholt werden, sodass ebenso die Sicherheitsaspekte bei der Einrichtung des Snoezelraums an der Paul-Gerhardt-Schule bedacht wurden.
- Einsatz des Snoezelraums an der Paul-Gerhardt-Schule
Im Kontext der schulischen Arbeit dient der Snoezelraum als pädagogische Fördermaßnahme. Snoezelen funktioniert hierbei als Unterstützung der Erziehungs- und Bildungsprozesse, indem es die Entwicklungsbereiche der Wahrnehmung, Emotionalität, Kognition, Kommunikation sowie Motorik fördert. Mithilfe von vielfältigen Übungen kann dies an der Paul-Gerhardt-Schule umgesetzt werden. Zu beachten ist, dass Kinder äußerst angespannt und energiegeladen sind, wenn sie den Raum betreten, sodass nicht erwartet werden kann, dass sie sich sofort entspannen. Hierfür wurde eine kurze ‚Toberunde‘ zu Beginn der Sitzungen eingeführt, bei welcher die Kinder selbständig einen kleinen Parcours mit verschiedenen Hindernissen passieren. Ebenfalls sollten am Anfang die Verhaltensregeln im Snoezelraum mit den Kindern wiederholt werden, sodass diese den Ablauf der Stunden unterstützen und Störfaktoren minimieren.
Ein Anstieg der Fähigkeit sich zu entspannen, kann durch vielfältige Entspannungsübungen und –phasen erzielt werden. Hierzu gehört eine Entspannungsphase zu Beginn der Stunde, bei welcher mit Entspannungsmusik die jeweiligen Sitzgelegenheiten getestet und zu der für sie bequemsten zurückgekehrt wird. Der Einsatz der unterschiedlichen Lichtquellen kann ebenfalls individuell auf die jeweilige Lerngruppe angepasst werden. Die Lehrkraft probiert hierfür nacheinander alle Lichtmaschinen aus, sodass sich die Kinder äußern können, welches sie als angenehmes oder unangenehmes Licht empfinden.
Wichtig ist, die Schüler in die Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen, um für sie eine optimale Grundlage für die Entspannung zu schaffen. Eine solche Phase kann ebenfalls zum Abschluss der jeweiligen Sitzung eingeführt werden, sodass diese eine Rundung der Stunde schafft. Zu den Entspannungsübungen zählt zudem der Einsatz der richtigen Atmung. Die Kinder dürfen sich bei dieser Übung einen Punkt des Lichtspots aussuchen, um diesen zu fixieren. Es wird von den Schülern eingefordert, dass sie einen aufrechten Sitz einnehmen und die Hand auf den Bauch legen, um die Atmung nachverfolgen zu können. Nun erfolgt eine dreisekündige Einatmung, eine zwei Sekunden andauernde Pause, sowie eine dreisekündige Ausatmung, welche von der Lehrkraft zunächst moderiert wird. Dieses wird so lange wiederholt, bis die Kinder selbst reflektieren, dass sie sich entspannen können. Wichtig bei der Arbeit im Snoezelraum ist, dass die Selbstreflexion der Schüler gefördert wird. Hierfür sollten alle Übungen gemeinsam mit den Kindern diskutiert und auf ihren Einsatz im Schulalltag hin besprochen werden. Die tiefe Atmung dient hierbei beispielsweise als Lösungsstrategie bei Wut, Trauer oder Stress. Weitere pädagogische Fördermaßnahmen, die mithilfe der Arbeit im Snoezelraum erreicht werden können, sind der Aufbau von Beziehungen, die Integration in soziale Strukturen sowie eine bessere Kontaktfähigkeit. Diese können durch vielfältige Kooperationsübungen gefördert werden. Zu Beginn wird auf einen direkten Körperkontakt verzichtet, da Berührungen nicht von jedem Kind als angenehm wahrgenommen werden. Der indirekte Körperkontakt wird daher von einem Massageball gewahrt, welcher innerhalb eines Kreises von den Schülern genutzt wird, die ihren jeweiligen Nachbarn damit massieren.
Es wird von der Lehrperson darauf geachtet, dass alle Schüler durch gegenseitiges Nachfragen herausfinden, ob die jeweilige Berührung für den Partner angenehm ist. In einer darauffolgenden Sitzung kann, bei einer erfolgreichen Stunde mit den Massagebällen, der indirekte durch einen direkten Körperkontakt ersetzt werden. Eine vertrauensvolle Beziehung der Schüler untereinander ist hierfür jedoch unabdingbar. Eine solche Massage erfolgt wiederum im Sitzkreis. Es können auf bekannte Formate wie die Pizza- oder Wettermassage zurückgegriffen, jedoch auch von den Schülern selbständige Handgriffe vorgemacht werden. Eine Reflexion der Übung findet auch hierbei statt, indem die Kinder überlegen, wann man die Mitschüler fragen sollte, ob es ihnen gut geht oder ihnen etwas gut tut. Eine weitere Möglichkeit zur Förderung des Klassenzusammenhaltes ist eine Kooperationsübung, bei welcher die Schüler reihum die Nummern eins und zwei abzählen. Auf ein Kommando hin dürfen sich alle Schüler mit einer der beiden Nummern zurücklehnen. Die Aufgabe der übrigen Schüler besteht darin, ihre Mitschüler im Kreis zu halten. Auch dieses wird reflektiert, indem die Lehrkraft fragt, wann man Schüler ‚halten‘ muss. Bei auftretenden Problemen innerhalb einer Lerngruppe wird auf die Geschichte ‚Der Seelenvogel‘ von Michal Snunit zurückgegriffen. Diese wird den Kindern vorgelesen und mithilfe der bildlich dargestellten Anreize der Gefühlsschubladen, eine Grundlage für die positiven und negativen Aspekte des Klassenklimas geschaffen.
Jene könnte auch bei individuellen Schülersorgen eingesetzt werden. Zu beachten ist, dass das jeweilige Stundenprogramm an die individuelle Lerngruppe angepasst werden muss.